Butzbach (br) – Nach dem erfolgreichen Auftakt für die Staffeln am ersten Wettkampftag der Sport Stacking Weltmeisterschaft 2007 in Denver / USA war der Druck von vielen gewichen und so konnten sie entsprechend locker in die Finalwettbewerbe des zweiten Wettkampftages gehen. Zwischen 8.45 und 11.45 Uhr flimmerten immer mehr Erfolgsmeldungen für das deutsche Team über die Monitore. Nach Abschluss der Finals hatte das „Team Germany“ 31 Gold-, 21 Silber- und 13 Bronzemedaillen gewonnen – quer durch alle Altersklassen. Erfolgreichste Stacker des SST Butzbach waren David Wolf, der alle Einzeldisziplinen bei den 11jährigen und das Doppel mit Timo Reuhl in neuer Weltrekordzeit von 8,91 Sek. gewann, und dabei noch einen neuen Cycle-Gesamtweltrekod mit 7,33 Sek. aufstellte, sowie Timo Reuhl mit zwei Einzelsiegen (darunter ein neuer Gesamtweltrekord in der Disziplin 3-3-3 mit 2,18 Sek), Gold im Doppel und Silber im Cycle. Zwei Gold- und zwei Silbermedaillen gewann die 7-jährige Lavinia Bauer bei ihrer WM-Premiere.

Die beiden besten Stacker des gesamten WM-Turniers waren David Wolf (re) und Timo Reuhl, hier mit den Trophäen der Individual All Around Champions.


Auch die jüngste deutsche Teilnehmerin, die 6jährige Lilly Bauer, hatte sich für alle Finals qualifiziert. Ihre beste Platzierung war Rang 6 in der Disziplin 3-6-3, anschließend gewann sie mit ihrer Schwester Lavinia die Silbermedaille im Doppel. Lavinia hatte sich zuvor souverän in 3-3-3 und 3-6-3 gegen die internationale Konkurrenz durchgesetzt, beim Cycle blieb sie mit 11,31 Sek. etwas unter ihren Möglichkeiten, freute sich aber dennoch über den silbernen Pokal des Zweitplatzierten.

Zu den Favoriten bei den 8jährigen zählte Ryan Powell vom SST, der im Training fabelhafte Cyclezeiten gestackt hatte, in der Vorrunde nach Fehlern aber ausgerechnet in seiner Paradedisziplin unglücklich ausschied. Dafür hielt er sich in den anderen Disziplinen schadlos, wurde 7. in 3-3-3 und gewann danach den Weltmeistertitel in 3-6-3 mit sehr guten 3,08 Sek. Das Tüpfelchen auf dem i aber war das Doppel mit Klara Härtl, die sich noch mit Mühe durch die Vorrunde gezittert hatten, im Finale mit 10,36 Sek. souverän Weltmeister mit neuem Weltrekord wurden.

Klara startete in allen Finals der 10jährigen. In 3-3-3 gewann sie Silber mit 2,53 Sek., in 3-6-3 Bronze mit 3,05 Sek. Im Cycle, den sie nach der Vorrunde mit 8,16 Sek. anführte, lief es im Finale nicht optimal, mit 11,16 Sek. wurde sie als 7. geehrt. Mit dem Doppel- und zwei Staffelsiegen sowie der Silbermedaille in der 3-6-3-Zeitstaffel gehörte Klara aber zu den erfolgreichsten Teilnehmerinnen des deutschen Teams.

Bei den 11jährigen gab es durch die Bank nur einen Favoriten: David Wolf vom SST Butzbach. David stellte einmal mehr seine Wettkampfstärke unter Beweis und gewann alle drei Weltmeistertitel, zwei davon mit neuen Weltrekorden, wobei besonders die 7,33 Sek. im Cycle alle Zuschauer begeisterten. In 3-3-3 reihte sich Leon Reuhl gleich hinter David ein und wurde mit 2,46 Sek. Vizeweltmeister. Aylin Braunewell belegte Platz 4 in 3-6-3 (3.33) und Platz 6 im Cycle (8,97 Sek.).

Ähnlich wie David hatte auch Timo Reuhl bei den 12jährigen eine sehr gute Vorrunde gestackt, doch mit Joel Brown (USA) traf er auf einen gleichwertigen Konkurrenten. Timo gewann mit großer Nervenstärke die 3-3-3 und 3-6-3 jeweils im letzten Versuch, Joel drehte im Cycle den Spieß um und unterbot Timos zwischenzeitlichen Weltrekord von 7,56 Sek. noch um 3 Hundertstel. Colin Stangenberg gewann zweimal Bronze, Georg Härtl belegte im Cycle mit 11.13 Sek. Platz 8.

Auch im Doppel wartete starke amerikanische Konkurrenz auf David und Timo, die US-Boys hatten im Finale mit 9,15 Sek. Weltrekord vorgelegt. Doch die beiden Butzbacher ließen sich nicht aus der Ruhe bringen und stoppten gleich im ersten Versuch nach 8,91 Sek. – neuer Weltrekord aller Klassen und Goldmedaille!

Bei den 13 und 14jährigen war die Klasse der SST-Stacker an den Finallisten deutlich abzulesen: bis zu sieben Butzbacher traten gegeneinander im Einzelfinale an, im Doppel hatten die SST-Paare gar alle fünf Finalplätze belegt. In 3-3-3 war Annika Weinmann Schnellste und gewann mit 2,41 Sek. Silber vor Marcus Reitz (2,43), Miriam Christ (2,44), Christoph Sauer (2,46) und Tanja Buchholz (2,47). In 3-6-3 gelang Christoph Sauer in seinem 5. WM-Einzelfinale endlich der große Wurf und er wurde mit 2,65 Sek. Weltmeister. Robin Stangenberg belegte mit 2,89 Sek. Platz 4, Annika Weinmann wurde Sechste (2,92).

Der hochkarätigste Wettbewerb aller Altersklassen entspann sich im Cycle, den die SST-Stacker fast unter sich ausmachten. Gold gewann Robin Stangenberg mit 7,46 Sek. vor Miriam Christ (7,72). Auch die Plätze 4 bis 8 gingen an Butzbacher Sportler: 4. Marcus Reitz 8,44 Sek., 5. Tanja Buchholz 8,46 Sek., 6. Jil Rück 8,65 Sek., 7. Christoph Sauer 8,93 Sek. und 8. Ann-Katrin Wolf 9,38 Sek.

Den Doppelwettbewerb gewannen Colin und Robin Stangenberg mit 9,40 Sek. vor Aylin und Lorena Braunewell (9,83), Miriam Christ und Christoph Sauer (10,09), Jil Rück und Ann-Katrin Wolf (10,15) und Isabelle Brauneis und Annika Weinmann (10,36).

Ein Bravourstück gelang bei den 15-18jährigen Mohammed Sahraoui (Köln), der als Neunter gerade so ins Cycle-Finale gerutscht war, dort aber 8,22 Sek vorlegte. Das machte die gesamte amerikanische und japanische Elite so nervös, dass keiner diese Zeit unterbieten konnte und Mohammed überglücklich den Weltmeisterpokal entgegennehmen durfte.


Lavinia Bauer war bei den 7jährigen mit 2 Gold- und 2 Silbermedaillen erfolgreichste Teilnehmerin.

Bei den Collegiates (19-24 Jahre) entspannen sich in allen Disziplinen Duelle zwischen Ex-Weltrekordlerin Emily Fox und Boris Konrad (SST) um den Sieg. Bei 3-3-3 hatte Boris mit 2,52 zu 2,66 Sek. die Nase vorn, in 3-6-3 wendete Emily mit 2,96 zu 3,03 Sek. das Blatt. Im Cycle wollte Emily eigentlich ihren verlorenen Weltrekord zurückholen, musste aber mit 7,97 Sek. zufrieden sein. Immerhin gewann sie Gold vor Boris, der 9,38 Sek. benötigte.

Die Masterklassen waren erstmals in drei Alterskategorien eingeteilt. Bei den 25-34jährigen gewannen die Deutschen 7 von 9 Medaillen. Dreifache Goldgewinnerin wurde Steffi Knapphorst (Osterrode/Harz), dreimal Bronze gewann Bianka Büchner (Crailsheim). Steve Baltot (SST) wurde Zweiter in 3-3-3, Neunter in 3-6-3 und Fünfter im Cycle. Gleich 8 von 9 Medaillen gewannen die Masters 2 (35-44 Jahre) In 3-3-3 siegte Isabell Härtl vor Ilona Reuhl und Gernot Bauer, in 3-6-3 ging Silber an Gernot Bauer und Bronze an Desiree Ludwig-Stangenberg, Ilona Reuhl wurde Vierte. Den Titel im Cycle holte mit 11,30 Sek. Gernot Bauer, Silber gewann Isabell Härtl,. Bronze Ilona Reuhl. Ähnlich überlegen waren die SST-Stacker auch bei den Masters 3 (45-59 Jahre). Hier gewann Heidi Braunewell alle 3 Titel, Klaus Christ holte zweimal Silber und einmal Bronze. Auch in den Dopplen gab es durchweg deutsche Siege. Bei den Masters 1 gewannen Steffi Knapphorst und Bianka Büchner vor Julia und Steve Baltot, bei den Masters 2 Gernot und Petra Bauer vor Ilona Reuhl und Desiree Ludwig-Stangenberg, bei den Masters 3 setzten sich Heidi Braunewell und Klaus Christ souverän gegen die amerikanische Konkurrenz durch.


Endlich Weltmeister! Christoph Sauer gewann das 3-6-3-Finale der 13- und 14jährigen.

Überall im deutschen Lager sah man nur strahlende Gesichter, als sich alle zum ESPN-Bühnenfinale auf der Tribüne einfanden. Große Begeisterung weckte die Showgruppe des SST Butzbach mit ihrer „Fire“-Show, bevor die drei besten aller 1100 Teilnehmer noch einmal auf die Bühne durften, um eine weitere Chance zu erhalten, vor versammeltem Publikum ihre Gesamtplatzierung und eventuell einen Weltrekord zu verbessern. Als Timo Reuhl an den Wettkampftisch trat, stand er bereits als Overall-Gesamtsieger 3-3-3 fest. Das verlieh ihm die nötige Lockerheit, um mit 2,11 Sek. im zweiten Versuch seinen eigenen Weltrekord vom Vormittag (2,18 Sek.) ein weiteres Mal zu verbessern. Spannend wurde es bei 3-6-3, als der zweitplatzierte David Wolf mit 2,65 Sek. exakt die gleiche Zeit stackte wie der führende Christoph Sauer. Da Christoph sich nicht mehr steigern konnte, erhielten beide die goldene Trophäe des 3-6-3-Gesamtsiegers. Im Cycle musste man 7,53 Sek. aufweisen, um in den Stack-Off zu kommen (zum Vergleich: Im Vorjahr hatte der Gesamtsieger 7,58 Sek.).

Joel Brown (7,53) und Robin Stangenberg (7,46) schafften keine Verbesserung, somit stand mit David Wolf ein weiterer SST-Stacker als Gesamtsieger fest. Vor laufenden Fernsehkameras bewies er allen, dass er in diesem Jahr der Größte war und stackte mit 7,25 Sek. einen neuen fabelhaften Weltrekord!

Spannend ging es auch im Doppel zu, wo zunächst die Drittplatzierten Colin und Robin Stangenberg mit 8,78 Sek. einen neuen Weltrekord bejubelten. Die zweitplatzierten Amerikaner verbesserten ihre 9,15 Sek. nicht, nur Timo und David (8,91) hatten noch die Chance auf den Gesamtsieg. Doch dazu musste ein neuer Weltrekord her. Im letzten Durchgang lief alles wie am Schnürchen, das Publikum glaubte schon an eine 7er-Doppelzeit, als beim Abbau des letzten Stapels ein Becher verkantete und die Chance dahin war. Gold und Silber für Deutschland auch im Doppel. In der 3-6-3-Zeitstaffel hatten die Blazers aus Colorado sich vorgenommen, die Niederlage des Vorjahres gegen TTMD auszubügeln, doch mit 15,19 Sek. blieben sie über der Weltrekordzeit der German Wild Tigers (14,94). Damit hatte das SST-Quartett drei Chancen, die Goldpokale noch mit einem weiteren Weltrekord zu garnieren. Und tätsächlich: Auf der Bühne stackten Christoph Sauer, Tanja Buchholz, Robin Stangenberg und Miriam Christ fantastische 14,41 Sek. und setzten damit neue Maßstäbe.




Ein strahlendes Weltmeisterdoppel: Ryan Powell und Klara Härtl vom SST Butzbach.

Blieb noch das Finale des International Stack Challenge, für das sich die beiden US-Teams und die beiden deutschen Teams qualifiziert hatten. Im Halbfinale trafen USA red und USA blue sowie Germany I und Germany II aufeinander, damit ein internationales Finale gewährleistet war. USA red und Germany I setzten sich durch und traten um den Titel des Nationenchampions gegeneinander an. Im ersten Rennen zeigten sich Timo Reuhl, David Wolf, Robin Stangenberg und Miriam Christ noch irritiert von den laut skandierten „USA“-Anfeuerungsrufen des Publikums, das natürlich seine Lieblinge siegen sehen wollte. Doch der 1:0-Rückstand wurde mit konzentriertem 2. Durchgang ausgeglichen. Im entscheidenden Rennen legte Timo gleich eine sichere 7er-Zeit vor und als David unbeirrt weitermachte, verlor Rexi Rindone (USA) die Nerven und ein Becher fiel ihr zu Boden. Damit brauchten Robin und Miriam nur sicher zu Ende zu stacken und der Championtitel ging unter dem Jubel der Fans ebenfalls nach Deutschland.

Zum Abschluss wurden noch die größten Pokale des Turniers vergeben, die für die Individual All Around Champions (Gesamtzeit 3-3-3,3-6-3 und Cycle). Platz drei ging hier an Joel Brown (USA) mit 12,61 Sek., Platz zwei an Timo Reuhl (12,38 Sek.) und Platz eins für den besten Stacker der gesamten WM an David Wolf mit 12,24 Sek. Damit hatte das deutsche Team 2007 das Kunststück fertig gebracht, sämtliche Weltrekorde zu verteidigen und sämtliche Overall-Titel zu gewinnen. Good job!

Text und Fotos: br

Deutsche Meisterschaft 2024

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