Butzbach (br) – Jüngst blickte die deutsche Sport Stacking Szene interessiert nach Flensburg, denn dort hatte ein Team der IGS Flensburg den 1. Flensburger Sparkassen Stack organisiert. Ca. 200 Teilnehmer aus Deutschland, Dänemark und England gingen an den Start, unter ihnen auch über 40 Schüler und Lehrer aus Butzbach und Hungen. In den Einzel- und Doppelwettbewerben unterstrich das Team der Weidigschule Butzbach seine Spitzenposition in Deutschland. Die Butzbacher gewannen nicht nur deutlich die Gesamtwertung (16 Gold-, 12 Silber- und 11 Bronzemedaillen) und konnten sich alle für mindestens eine Finalteilnahme qualifizieren, sondern stellten auch drei neue Weltrekorde auf: David Wolf (10 Jahre) verbesserte den alten Weltrekord seines Mannschaftskameraden Timo Reuhl in der Disziplin 3-3-3 um eine Hundertstel auf 2,53 Sek., Timo schaffte bei den Elfjährigen die gleiche Zeit und setzte damit ebenfalls eine neue Rekordmarke. Der dritte Weltrekord fiel im Cycle durch die 12jährige Miriam Christ, die mit 7,90 Sek. erstmals unter acht Sekunden blieb und die alte Rekordmarke um sechs Hundertstel unterbot. Gleichzeitig ist diese Zeit neuer deutscher Rekord aller Klassen, ihre alte Bestzeit vom „Tag der Rekorde“ im Juni lag bei 8,25 Sekunden.

Nach einer langen Busfahrt wurden die Butzbacher und Hungener von den Veranstaltern zum Besuch der „Phänomenta“ in Flensburg eingeladen, die ihre Pforten am Freitag Abend exklusiv für die Gäste aus Hessen öffnete, so dass alle nach Lust und Laune experimentieren konnten. Zurück in der Jugendherberge wurde schnell zum Zapfenstreich geblasen, denn zum Wettkampf am Samstag sollten alle fit und ausgeschlafen sein.

Gespannt nahmen alle am nächsten Vormittag die Räumlichkeiten der IGS Flensburg in Augenschein, wo zunächst die Vorkämpfe ausgetragen wurden. Je nach Altersklasse gingen die Mädchen und Jungen zu verschiedenen Wettkampftischen, um dort ihre drei Versuche pro Disziplin durchzuführen. Die Ergebnisse wurden im Wettkampfbüro gesammelt und schon kurze Zeit später in eine Altersklassen-Rangliste integriert, die in der Aula der Schule an eine Wand projeziert wurde.

So wusste jeder Teilnehmer schon sehr bald, welchen aktuellen Platz er in der jeweiligen Disziplin einnahm und wie es um seine Finalchancen stand. Bis elf Uhr mussten die Vorkämpfe abgeschlossen sein, nach einer Mittagspause begannen die Finalrunden. Nun waren die vom Weltverband geforderten Auflagen zu erfüllen: Pro Wettkampftisch drei Schiedsrichter, dazu eine Videokamera, die alle Versuche aufzeichnet und damit zur Dokumentation der Rekorde für die WSSA dient.

Als erste gingen die Eltern/Kind-Doppel in die Finalwettbewerbe. Nach einer guten Vorkampfzeit von 13,40 Sek. schafften Timo und Burkhard Reuhl diesmal nur 15,53 Sek., was aber ganz knapp zum Sieg vor Leonie und Thomas Zozmann (15,80 Sek.) sowie Elmar und Annegret Zozmann (18,04 Sek.) reichte. Die nächsten drei Goldmedaillen für das Butzbacher Team gewann der neunjährige Leon Reuhl, der sowohl in den Disziplinen 3-3-3 (3,59 Sek.) und 3-6-3 (5,46 Sek.) als auch im Cycle (12,48 Sek.) deutlich vor der Konkurrenz lag.

Noch deutlicher war die Überlegenheit der Butzbacher Sport Stacker bei den Zehnjährigen, denn hier gewannen sie alle Medaillen. Star dieser Altersklasse ist David Wolf, der zum erfolgreichsten Teilnehmer des gesamten Turniers wurde. Er gewann alle Einzeldisziplinen mit folgenden Leistungen: 3-3-3: 2,53 Sek. (Altersklassen-Weltrekord), 3-6-3: 3,16 Sek. und Cycle: 9,06 Sek. Es war überaus erstaunlich zu beobachten, mit welcher Konzentration David all diese Weltklasseleistungen unter dem Druck der Favoritenrolle im Finale auf die Matte zauberte. Sehr stark auch seine Mannschaftskollegen Lukas Börner, Lukas Stellberger und Colin Stangenberg, die die Vergabe der weiteren Medaillen unter sich ausmachten. Lukas Börner gewann Silber in 3-3-3 und 3-6-3 (3,21 Sek. und 3,85 Sek.), Lukas Stellberger holte hier jeweils Bronze (3,54 Sek. und 4,59 Sek.), schob sich aber im Cycle auf Platz zwei (11,77 Sek.). Hier wurde Colin Stangenberg Dritter (12,50 Sek.), Lukas Börner belegte Rang vier (12,80 Sek.). Henning Noll erreichte bei seinem ersten Wettkampf das Finale in 3-6-3 und Cycle und belegte die Plätze 5 und 6.

Im Doppel gewannen Leon Reuhl und David Wolf eine weitere Goldmedaille.

In der Altersklasse 11 Jahre machten die Weidigschüler und die Schüler der Gesamtschule Hungen alle Finalentscheidungen unter sich aus. Erfolgreichster Starter war hier Timo Reuhl (Weidigschule) mit zwei Gold- und einer Silbermedaille in den Einzelwettbewerben und einem neuen Weltrekord in der Disziplin 3-3-3, die er in 2,53 Sek. auf- und abstapelte. Marcus Reitz gewann zwei Silbermedaillen (3-3-3 und Cycle) und wurde in 3-6-3 Dritter. Hier gewann Lisa Fuhr aus Hungen Gold. Die beiden letzten Medaillen gingen an Pia Rodegro, ebenfalls Hungen, die Bronze in 3-3-3 und im Cycle gewann. Die Ergebnisse der Weidigschüler in den Einzeldisziplinen:

3-3-3
1.  Timo Reuhl, 2,53 Sek. (Altersklassen-Weltrekord)
2.  Marcus Reitz, 2,92 Sek.
6. Kim Buchholz, 3,96 Sek.

3-6-3
2.  Timo Reuhl, 3,75 Sek.
3.  Marcus Reitz, 3,78 Sek.

Cycle
1.  Timo Reuhl, 9,44 Sek.
2.  Marcus Reitz, 11,19 Sek.
5.  Kim Buchholz, 13,93 Sek.
7.  Jonas Demann, 15,48 Sek.

Bei den 12jährigen Teilnehmern waren in den Finals fast an allen Tischen die neuen Blauen Trikots der Weidigschule zu sehen. Diese Endkämpfe wurden mit großer Spannung erwartet, denn hier waren in den Vorkämpfen die schnellsten Zeiten im Cycle erzielt worden. An der Spitze der Rangliste stand Christoph Sauer mit neuer Rekordmarke von 8,97 Sek. gefolgt von Robin Stangenberg (9,05 Sek.), Tanja Buchholz (9,60 Sek.) und Miriam Christ. Die aktuelle deutsche Rekordhalterin hatte „nur“ 9,77 Sek. in der Vorrunde erzielt und zitterte ob der fantastischen Ergebnisse ihrer Mannschaftskameraden zeitweise um ihre Finalteilnahme. Bevor es zum Showdown im Cycle kam, standen aber zunächst die anderen Finals auf dem Programm. In der Disziplin 3-3-3 zeigten Miriam, Robin und Christoph große Konstanz und holten mit 2,59 Sek., 2,62 Sek. und 2,64 Sek. Gold, Silber und Bronze. Eine Überraschung gab es im 3-6-3-Wettbewerb: Hier siegte Felix Oesinghaus aus Kiel in sehr guten 3,04 Sek., was exakt der Zeit entsprach, mit der Christoph Sauer nach der Vorrunde die Rangliste angeführt hatte. Im Finale gelang ihm aber leider kein fehlerfreier Versuch und so gingen Silber und Bronze mit 3,25 Sek. bzw. 3,29 Sek. an Miriam und Robin.

Nun warteten alle gespannt auf das Finale in der Königsdisziplin der Sport Stacker, dem Cycle.

Im Aufeinandertreffen der Plätze 5 bis 8 der Vorrunde bewies Ann-Katrin Wolf (Schrenzerschule) bei ihrer Wettkampfpremiere starke Nerven, verbesserte sich von 11,50 Sek. auf 11,36 Sek. und setzte sich an die Spitze des Feldes. Die Entscheidung würde nun im direkten Aufeinandertreffen der vier Schnellsten, Christoph, Robin, Tanja und Miriam, fallen. Christoph setzte gleich im ersten Aufwärmversuch ein Ausrufezeichen: 8,47 Sekunden, Raunen und Applaus beim Publikum. Nur Sekunden später startet Miriam ihren ersten Wettkampfversuch, die Uhren bleiben bei exakt der gleichen Zeit stehen: 8,47 Sek., gültiger Versuch, damit kann sie nun mit vollem Risiko in den Endspurt gehen. Alle anderen zeigen sich beeindruckt, die Kombinationen laufen nicht mit gewohnter Leichtigkeit. Christoph schafft keinen fehlerfreien Durchgang mehr, muss mit 11,31 Sek. zufrieden sein, am Ende reicht das für Platz drei. Robin fällt mit 11,77 Sek. noch weiter zurück. Tanja gelingt nach einer 10er-Zeit zu Beginn noch ein sauberer Durchlauf, 9,90 Sek., Silber!

Und Miriam? Mit dem beruhigenden Polster im Rücken zaubert sie einen Cycle auf die Matte, der vom Publikum mit begeistertem Applaus quittiert wird: 7,90 Sek., neuer Altersklassen-Weltrekord und Deutscher Rekord aller Altersklassen! Nach den Glückwünschen von Mannschaftskameraden und Betreuer warten schon die Fernsehteams, die ein Interview mit der Weltrekordlerin führen wollen.

Die weiteren Ergebnisse der Weidigschüler in dieser Altersklasse:

3-3-3
4. Tanja Buchholz, 2,81 Sek.; 6. Elmar Zozmann, 3,01 Sek.; 8. Franziska Baade, 3,54 Sek.

3-6-3
4.Tanja Buchholz, 3,86 Sek.; 6. Dominik Ratz 4,76 Sek.; 7. Christoph Sauer 4,93 Sek.; 8. Elmar Zozmann, 5,21 Sek.

Cycle
4. Ann-Katrin Wolf, 11,36 Sek.; 6. Domink Ratz, 11,62 Sek.; 7. Robin Stangenberg, 11,77 Sek.

Im Doppel siegten trotz ungewohnt hoher Fehlerquote die Weltmeister Miriam Christ und Christoph Sauer mit 11,55 sek. vor Marcus Reitz und Timo Reuhl (12,46 Sek.). Platz vier ging an Tanja Buchholz und Laura Walter (13,06 Sek.), Platz 5 an Colin und Robin Stangenberg (14,55 Sek.),

Platz 7 an Franziska Baade und Isabell Brauneis (15,98 Sek.) und Platz 8 an Dominik Ratz und Elmar Zozmann (20,61 Sek.).

Auf starke Konkurrenz der gastgebenden Flensburger Schule trafen Sebastian Allgäuer, Jil Rück und Annika Weinmann in der Altersklasse 13/14 Jahre. Dennoch behielt Sebastian die Nerven und holte im 3-3-3-Wettbewerb Gold in 3,07 Sek. Jil gewann in 3,44 Sek. die Bronzemedaille. Alle drei Weidigschüler standen im 3-6-3-Finale, das Andre Bumann aus Flensburg in 3,69 Sek. gewann. Annika holte Silber in 3,75 Sek., Sebastian Bronze in 3,88 Sek.. Jil wurde mit 4,17 Sek. Fünfte.

Das Cyclefinale dieser Altersklasse bot ein Paradebeispiel für die Spannung und Faszination, die diese neue Sportart ausstrahlt. Marco Oll stand als Vorkampfschnellster (10,81 Sek.) an Tisch 1 im Finale, schaffte aber nur 11,73 Sek. und fiel auf Platz 5 zurück. Auch der Vorrundenzweite Sebastian Allgäuer haderte mit den Stapelfolgen, musste mit 13,47 Sek. und Platz 8 zufrieden sein. Annika Weinmann dagegen war als Siebente mit 12,21 Sek. gerade noch so ins Finale gerutscht, zeigte ich dort voll konzentriert und erwischte einen glänzenden Lauf, nach dem die Uhr bei 9,90 Sek. stehen blieb: Goldmedaille mit der viertschnellsten Zeit des Tages!

Anschließend gewann Annika mit Anna-Lena Freymann in 12,48 Sek. auch noch die Goldmedaille im Doppel dieser Altersklasse, Jil Rück und Ann-Katrin Wolf steigerten sich auf 13,69 Sek. und gewannen Bronze. Platz 6 belegten Sebastian Allgäuer und Jonas Demann in 17,70 Sek.

Viel Pech hatte Leonie Zozmann in den Finals der 15-18Jährigen. In der Disziplin 3-3-3 trat sie als Vorrundenschnellste an (3,31 Sek.), musste dann aber mit 3,91 Sek. und Platz 5 zufrieden sein. Bei 3-6-3 verbesserte sie sich im Finale auf 4,88 Sek. und wurde ebenfalls Fünfte. Gute Medaillenchancen hatte Leonie auch im Cycle, wo die vier Erstplatzierten dicht zusammen lagen. Leider konnte sie auch hier nicht an ihre Zeit von 11.51 Sek. aus der Vorrunde anknüpfen, stackte 13,15 Sek. und landete auf dem undankbaren vierten Platz.

Nachdem der Zeitplan etwas aus dem Ruder gelaufen war, gruppierten sich nun noch alle Staffeln für die Cycle-Entscheidungen, bevor bei der feierlichen Siegerehrung alle Medaillen überreicht wurden. Wie stark das Butzbacher Team war, zeigte sich nochmals bei der Vergabe der Pokale für die jeweils drei Besten der Gesamtwertung in den Einzeldisziplinen. Acht von neun Pokalen gingen nach Butzbach, allein Felix Oesinghaus aus Kiel konnte diese Phalanx durchbrechen. So gab es bei der After-Stack-Party noch einiges zu feiern, bevor die müden Sportler gegen 23 Uhr den Bus bestiegen und die Heimfahrt nach Hessen antraten.

Annika Weinmann (13) bewies im Cycle-Finale der 13/14Jährigen Nervenstärke und siegte in 9,90 Sekunden.

Dieses Team der Weidigschule Butzbach war beim 1. Flensburger Sparkassen-Stack überaus erfolgreich.
Text + Fotos: br

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